Großer Moor-Feldtag des Greifswald Moor Centrums
In mehreren in Kürze anlaufenden Plant³-FuE-Projekten sollen Rohmaterialien verwendet werden, die auf wiedervernässten Moorflächen wachsen. Wie funktionieren der Anbau, die Ernte und die Aufbereitung von Schilf- und Rohrkolben? Darüber und viele weitere Aspekte der Paludikultur informierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Greifswald Moor Centrums am 8. September 2023 in Neukalen am Kummerower See, wo sich eine 10 ha große Versuchsfläche zum Rohrkolbenanbau befindet. Unsere wissenschaftliche Hilfskraft Britta Öhrlein hat sich für uns dort umgeschaut.
Liebe Britta, Du hast am Großen Moor-Feldtag in Neukalen teilgenommen. Wie war Dein erster Eindruck, als Ihr angekommen seid?
Wir sind bei strahlendem Sonnenschein angekommen und betraten eine große weite zum Teil gemähte Wiese. Es waren beeindruckend viele Besucherinnen und Besucher beim Feldtag, die wie wir nach und nach die verschiedenen Info-Zelte besucht haben.
Was hast Du darüber erfahren, wie man Schilf und Rohrkolben anbaut und wie man sie erntet?
Rohkolben wachsen gut auf degradierten, wiedervernässten Niedermooren mit hoher Nährstoffverfügbarkeit. Sie werden entweder mit einer Drohne ausgesät, wobei der Samen in einer kleinen „Hülle“ beschwert wird, oder als Setzlinge per Hand gesetzt. Man kann entweder die ganze Pflanze, Häcksel der ganzen Pflanze oder nur den Kolben ernten. Aufgrund der hohen Wasserstände wird hierfür Spezialtechnik benötigt. Schilf benötigt ebenso degradierte, wiedervernässte Niedermoore und kann bei niedrigen Wasserständen mit Hilfe von herkömmlichen Pflanzmaschinen gepflanzt werden. Es kann in Form von Bündeln oder als Häcksel geerntet werden. Hierfür sind ebenfalls Spezialmaschinen nötig.
Wie werden Schilf und Rohrkolben nach der Ernte verarbeitet und wie kann man sie verwenden?
Beide Pflanzen kann man zum Dämmen verwenden, wobei man beim Rohrkolben sowohl die ganze Pflanze als Häcksel als auch nur den Kolben verwenden kann. Schilf kann man im Bau außerdem noch als Putzträger, Bau-, Dämm- und Brandschutzplatte verwenden. Weiterhin können Möbel daraus hergestellt werden. Aus den Kolben des Rohrkolbens kann sogar Kleidung gefertigt werden.
Was sind die größten Schwierigkeiten dabei?
Es scheint Schwierigkeiten aus zwei ganz unterschiedlichen Richtungen zu geben: Zum einen erzeugen Spezialmaschinen, die noch nicht in Serie produziert werden, hohe Wartungskosten. Und zum anderen müssen Abnehmer für die Produkte gefunden werden.
Über welche anderen Fragen konnte man sich beim Feldtag informieren?
Man konnte an einer Torfkernbohrung teilnehmen, wobei Bohrkerne aus unterschiedlichen Tiefen entnommen wurden. Außerdem wurde über die Aussaat mit Hilfe von Drohnen informiert. Und man konnte sich über das Dämmen mit Moorerzeugnissen informieren.
Mit welchem Eindruck bist Du am Ende des Feldtags wieder abgereist?
Ich bin nachhaltig beeindruckt, wie vielfältig man Moorerzeugnisse nutzen kann.
Liebe Britta, vielen Dank für Deinen Bericht!
Über das Greifswald Moor Centrum
Die Universität Greifswald, die Michael Succow Stiftung und das Institut für Nachhaltige Entwicklung der Naturräume der Erde (DUENE e.V.) arbeiten am Standort Greifswald als eigenständige Institutionen mit unterschiedlicher Expertise in Bezug auf Moore. Das Greifswald Moor Centrum ist eine strategische Kooperation zwischen diesen drei Institutionen.
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