3 Fragen an Felix Klimm / Plant³-Projekt Regionales Lernen Bioökonomie
Im Projekt „Regionales Lernen Bioökonomie“ werden zusammen mit regionalen Unternehmen in Vorpommern bioökonomische Lernangebote zu LAND, MOOR und MEER entwickelt. Hier sollen sich Schülerinnen und Schüler über Rohstoffquellen, Wertschöpfungsketten und nachhaltiges Wirtschaften informieren können. Zur Projektarbeit zählt auch, das vor- und nachbereitende Lehrmaterial zu entwickeln und die Lernangebote im regulären Schulcurriculum zu verankern.
Wir haben uns für Sie mit dem Projektmitarbeiter Felix Klimm unterhalten:
Herr Klimm, woran arbeiten Sie gerade ganz konkret?
Ganz konkret arbeite ich gerade an der Entwicklung von Schulmaterialien, damit Lehrkräfte die Besuche an den außerschulischen Lernorten im Unterricht gut vor- und nachbereiten können. Für die Vorbereitung der Besuche habe ich mich für die Mystery-Methode entschieden. Diese ist im Geographie- und Biologieunterricht sehr beliebt: Mit Hilfe von Hinweiskärtchen soll eine spannende bzw. mysteriöse Ausgangsfrage beantwortet werden. Zwei Mysterys zum Wirtschaften auf nassen Moorflächen (Paludikultur) habe ich bereits erstellt. In einem Mystery müssen die Schüler*innen die Frage beantworten, was Prof. Hans Joosten damit meint, dass wir alle Torf essen, wenn wir in eine Gurke oder eine Tomate beißen, und im anderen müssen sie der Frage nachgehen, wie es sein kann, dass bei uns in Vorpommern Schilf vor der Haustür wächst, während das Schilf für unsere Reetdächer hauptsächlich aus dem Ausland (Ungarn, Rumänien, Türkei, China) importiert wird. Ich konnte die beiden Mysterys schon mehrfach mit Schüler*innen des Humboldt-Gymnasiums in Greifswald testen, und sie kamen sehr gut an.
Ganz aktuell baue ich außerdem noch Kontakte zu Schulen in Anklam, Stralsund und Demmin auf und versuche, Lehrkräfte zu finden, die Lust hätten, im kommenden Schuljahr einen der Lernstandorte mit mir zu besuchen und das von mir entwickelte Schulmaterial in ihrem Unterricht zu testen.
Was haben Sie schon erreicht / Was sind Ihre nächsten Schritte?
In einem ersten Schritt habe ich mir angeschaut, wie in anderen Projekten Lernstandorte der Bioökonomie in den schulischen Kontext integriert wurden. Hierfür habe ich mit Verantwortlichen aus unterschiedlichen Unternehmen Interviews geführt und verschiedene Konzepte näher angeschaut. Dabei habe ich gesehen, wie wichtig es ist, dass die Angebote und Materialien sowohl gut an die Bedürfnisse der Schulen als auch an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst sind. Für Lehrkräfte ist es zum Beispiel sehr wichtig, dass ich sie durch mein Material unterstütze und nicht noch zusätzlich belaste. Das gesamte Konzept muss zu den Themen der Rahmenlehrpläne passen, es müssen klare Lernziele adressiert werden, und die Exkursionen zu den außerschulischen Lernorten müssen rechtzeitig auf den schulinternen Jahresplan abgestimmt werden. Auch auf Seiten der Unternehmen muss darauf geachtet werden, dass das Konzept als Mehrwert wahrgenommen wird und nicht zu viel Arbeitskraft und Energie bindet. Ein Extremfall bei meinen Interviews war ein kleines Unternehmen, welches für einen gesamten Tag den wirtschaftlichen Betrieb einstellte, um einer Schulklasse das Thema Bioökonomie näher zu bringen. Das Konzept war für die Schüler*innen und Lehrkräfte toll und sehr praxisnah, gleichzeitig war die Belastung für das Unternehmen aber definitiv zu hoch, dass sie es nur einmal realisierten und nicht mehr wiederholten. Da ich mir wünsche, dass unsere Konzepte auch noch nach der Projektlaufzeit verwendet werden, gilt es dies auf jeden Fall zu vermeiden.
In einem zweiten Schritt habe ich nach Unternehmen in der Region gesucht, die sich als außerschulische Lernstandorte anbieten. Diesen Schritt habe ich inzwischen abgeschlossen. Als außerschulische Lernorte konnten wir das Bioökonomiezentrum in Anklam, die Störtebeker Brauerei, zwei solidarische Landwirtschaften und Torsten Galke von „Moor and more“ als Kooperationspartner gewinnen. Außerdem plane ich die Entwicklung eines Exkursionsangebots für den Steinbecker Vorstadtpolder, bei dem auch die Pächterin und Bio-Landwirtin Frau Wolfgramm eine Rolle spielen wird. Leider konnte ich in Vorpommern kein Unternehmen der blauen Bioökonomie finden, sodass wir uns in dem Projekt auf die Schwerpunkte Land und Moor konzentrieren.
Insgesamt war die Suche nach geeigneten Unternehmen teilweise gar nicht so einfach. Eines der größten Probleme war, dass die Unternehmen für die Schulklassen einigermaßen gut zu erreichen sein müssen. Dies stellt in Vorpommern teilweise eine wirkliche Herausforderung dar. Damit die außerschulischen Lernorte langfristig für alle Schulklassen in Vorpommern „besuchbar“ bleiben, teste ich gerade, inwiefern sich das geplante analoge Angebot noch durch ein abgespecktes digitales Exkursionsangebot ergänzen ließe. Hierfür konnte ich mir vom Caspar-David-Friedrich-Institut der Uni Greifswald eine 360° Kamera ausleihen und erste Testaufnahmen machen. Sollten meine zeitlichen Kapazitäten ausreichen, fände ich es auf jeden Fall sehr schön, wenn es gelänge, auch ein digitales Angebot bereitzustellen. Versprechen will ich diesbezüglich aber noch nichts.
Wir sind jetzt neugierig – wann können wir die Lernorte in Land, Moor und Meer besuchen?
Hier muss man zwischen den fertigen Materialien und Konzepten, die ich erstelle, und den Orten an sich unterscheiden. Die Material- und Konzeptentwicklung steht für die kommenden Monate im Fokus meiner Aufmerksamkeit und wird einen Großteil meiner Arbeit ausmachen. Mein Ziel wäre es, bis spätestens nach den Sommerferien damit fertig zu werden. Unabhängig davon lassen sich die meisten der ausgewählten Lernstandorte aber auch schon jetzt mit einem Mehrwert besuchen: Die solidarischen Landwirtschaften in Greifswald und Stralsund freuen sich immer über helfende Hände, die Störtebeker Brauerei bietet regelmäßige Führungen an, für den Steinbecker Vorstadtpolder existiert ein Hörspaziergang in der Greifswald App, und das Bioökonomiezentrum in Anklam entwickelt gerade unabhängig von unserem Projekt ein Konzept, wie Schulklassen das Zentrum aktiv kennenlernen können.
Herr Klimm, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!
Projektinformationen:
Von Januar 2023 bis Dezember 2025 arbeitet Felix Klimm am Lehrstuhl von Prof. Dr. Christine Tamásy, Lehrstuhl für Humangeographie, am Forschungs- und Bildungsprojekt „Regionales Lernen Bioökonomie“.
Mehr Informationen und Kontakt: https://biooekonomie.uni-greifswald.de/project/regionales-lernen-biooekonomie/